Bei mir bist du sicher, nun weine!
Hallo Kasper!
Hallo, meine Liebe. Wir haben ja schon lange nicht, mehr miteinander geredet.
Du hast Recht, das merkte ich auch.
Du hast Sorgen, ich sehe es dir an.
Und du hast wie immer Recht, Kasper!
Magst du mir erzählen, was es ist, was dich beschäftigt, dich quält, dich bewegt?
Würde ich gerne, aber ich weiß gar nicht, wo ich Anfangen soll.
Komm doch erst einmal zur Ruhe, wenn du dann bereit bist, fang an. Lass dir Zeit, denn die habe ich und nur für dich.
Das ist lieb von dir und ich danke dir.
Nicht danken, ist doch selbstverständlich.
Finde ich gar nicht.
Lassen wir das, fang an, wenn du bereit bist und nicht ablenken.
Zuerst muss ich dir von meiner Angst erzählen.
Was ängstigt dich denn?
Ich habe Angst vor dem Tot.
Was ist mit dir?
Es geht nicht um mich, Kasper. Darum habe ich ja Angst.
Um wen geht es denn?
Um einen sehr lieben Menschen.
Erzähle mir von ihm.
Was soll ich da schon erzählen. Er ist ein wundervoller Mann. Wir stehen im ständigen Kontakt und erzählen uns Dinge und interessieren uns für das Leben des Anderen. Er wohnt nicht hier, darum schreiben und telefonierten wir immer regelmäßig.
Das ist schön zu hören, dass ihr ein tolles Verhältnis zu einander habt.
Ja und in der letzten Zeit kam nichts mehr von ihm. Gut, dachte ich, er ist bestimmt wieder viel unterwegs, manchmal auch im Ausland und darum wird er grade keine Zeit für mich haben. Er meldet sich immer, wenn er Zeit hat. Regelmäßig bekam er auch Nachrichten von mir und ich weiß, dass er auch diese Blogseite kennt und sich da ab und an informiert. Aber seit längerer Zeit kam nichts. Nicht einmal eine SMS, für die er sonst immer Zeit hatte. Es musste etwas geschehen sein. Aber nie bekam ich eine Antwort. Keine Mail, keinen Anruf und nicht einmal eine kleine SMS.
Beruhig dich doch erst einmal, die Herz schlägt ja wie wild und deine Augen füllen sich mit Tränen.
Ich kann nicht mehr. Und ich will auch nicht mehr.
He, bleib doch mal ganz ruhig. Komm zu mir und weine dich aus.
Ja, so ist es gut. Bei mir bist du sicher.
Weine!
Es geht wieder.
Gestern bekam ich dann einen Anruf. Seine Mutter war am Telefon. Ich kannte sie natürlich nicht, woher denn auch. Sie teilte mir mit, dass „R.“ lange Zeit im Koma war. Er wurde beatmet, ernährt und am Leben erhalten, mit allen Maschinen, die es können. Dann sei er erwacht. Aber er ist gelähmt, ans Bett gefesselt und bei klarem Verstand. Er wies seine Mutter an, dass sie mir Bescheid geben solle.
Das ist doch schön. Er hat dich nicht vergessen, siehst du. Du bedeutest ihm etwas. Eure Freundschaft bedeutet ihm etwas.
Ja, ich weiß und das ist es auch, was ich so schrecklich finde. Ich kann ihm nicht helfen. Ich kann es nicht.
Wie solltest du das auch können. Du bist kein Arzt.
Das weiß ich auch und ich fühle mich so hilflos.
Das kann ich verstehen.
Wenn ich könnte, dann würde ich ihm gerne ein paar Lebensjahre von mir geben.
Das kannst du nicht und du weißt es.
Ja, aber ich würde gern.
Mach es dir doch nicht so schwer.
Aber warum denn nicht?
Du kannst doch nichts dafür.
Das behaupte ich doch auch gar nicht.
Und was ist es denn?
Ich sitze hier und mir geht es doch gut. Oder etwa nicht?
Die Frage kannst du dir nur selbst beantworten.
Aber was mach ich? Ich jammere und jammere. Esse nicht, schlafe nicht, nehme Pillen und habe immer etwas zu meckern. Aber ihm geht es wirklich schlecht.
Was willst du damit sagen?
Ich bin so undankbar.
Nein, das bist du nicht.
Aber was ist denn das mit mir?
Du hast es auch nicht grade leicht. Unterschätze das nicht immer.
Das klingt nach „R.“, der sagte auch immer so etwas.
Und du hast dir nichts vor zu werfen! Du bist nicht Schuld und du kannst nichts machen.
Kann ich das nicht?
Nein.
Aber ich bin nicht da für ihn.
Er hat Mutter und Vater, die sich um ihn kümmern.
Ja, aber sie sind schon ziemlich alt, denn „R.“ ist ja auch kein Jüngling mehr.
Was hat das Alter mit dir zu tun?
Nichts, aber wenn sie das alles nicht schaffen.
Könntest du das denn?
Ich weiß es nicht.
Du weißt es. Hast du nicht genug zu tun? Mit den Kindern und deinem Leben?
Ja, habe ich, aber jetzt bin ich hier und mache nichts.
Weil du nichts machen kannst.
Kann? Glaubst du das wirklich?
Nein, ich weiß es.
Woher?
Was solltest du tun? Du hast deine Kinder, die dich brauchen, einen Job, denn du musst Geld für Euch verdienen. Dann deine eigenen Probleme.
Aber ist das nicht egoistisch?
Was denn?
Ich kümmere mich nicht um ihn.
Du machst es nicht, weil du es nicht kannst. Du hast keine Möglichkeit. Du kannst nicht deine Sachen packen und zu ihm fliegen. Das geht nicht. Sei realistisch! Und du machst dir Sorgen um ihn, das ist etwas.
Was soll ich denn sonst machen?
Werde stark und warte auf weitere Informationen, die dir seine Mutter zukommen lässt.
Und wenn sie es vergisst? Wenn sie mich vergisst?
Wie könnte sie das, erinnerst du dich, was du mir am Anfang sagtest? Er bat seine Mutter dich zu benachrichtigen! Er wird dich nicht vergessen! Aber auch er braucht seien Zeit für sich.
Bin ich zu ungeduldig?
Nein, du machst dir Sorgen. Und dafür habe ich dich lieb.
Was sagst du da?
Ich habe dich lieb, weil du so bist, wie du bist. Du machst dir mehr Sorgen um alles andere und um alle Andere. Hast schlechte Gewissen bei Sachen, für die du nichts kannst und du willst helfen.
Toll, das hilft mir nicht weiter.
Sollte es aber.
Warum?
Weil es dich weiterbringt.
Ich verstehe das nicht.
Denke mal darüber nach. Es wird dich verändern.
Das hat es schon, liege ich da richtig?
….der Kasper lächelt und nickt.
Hallo, meine Liebe. Wir haben ja schon lange nicht, mehr miteinander geredet.
Du hast Recht, das merkte ich auch.
Du hast Sorgen, ich sehe es dir an.
Und du hast wie immer Recht, Kasper!
Magst du mir erzählen, was es ist, was dich beschäftigt, dich quält, dich bewegt?
Würde ich gerne, aber ich weiß gar nicht, wo ich Anfangen soll.
Komm doch erst einmal zur Ruhe, wenn du dann bereit bist, fang an. Lass dir Zeit, denn die habe ich und nur für dich.
Das ist lieb von dir und ich danke dir.
Nicht danken, ist doch selbstverständlich.
Finde ich gar nicht.
Lassen wir das, fang an, wenn du bereit bist und nicht ablenken.
Zuerst muss ich dir von meiner Angst erzählen.
Was ängstigt dich denn?
Ich habe Angst vor dem Tot.
Was ist mit dir?
Es geht nicht um mich, Kasper. Darum habe ich ja Angst.
Um wen geht es denn?
Um einen sehr lieben Menschen.
Erzähle mir von ihm.
Was soll ich da schon erzählen. Er ist ein wundervoller Mann. Wir stehen im ständigen Kontakt und erzählen uns Dinge und interessieren uns für das Leben des Anderen. Er wohnt nicht hier, darum schreiben und telefonierten wir immer regelmäßig.
Das ist schön zu hören, dass ihr ein tolles Verhältnis zu einander habt.
Ja und in der letzten Zeit kam nichts mehr von ihm. Gut, dachte ich, er ist bestimmt wieder viel unterwegs, manchmal auch im Ausland und darum wird er grade keine Zeit für mich haben. Er meldet sich immer, wenn er Zeit hat. Regelmäßig bekam er auch Nachrichten von mir und ich weiß, dass er auch diese Blogseite kennt und sich da ab und an informiert. Aber seit längerer Zeit kam nichts. Nicht einmal eine SMS, für die er sonst immer Zeit hatte. Es musste etwas geschehen sein. Aber nie bekam ich eine Antwort. Keine Mail, keinen Anruf und nicht einmal eine kleine SMS.
Beruhig dich doch erst einmal, die Herz schlägt ja wie wild und deine Augen füllen sich mit Tränen.
Ich kann nicht mehr. Und ich will auch nicht mehr.
He, bleib doch mal ganz ruhig. Komm zu mir und weine dich aus.
Ja, so ist es gut. Bei mir bist du sicher.
Weine!
Es geht wieder.
Gestern bekam ich dann einen Anruf. Seine Mutter war am Telefon. Ich kannte sie natürlich nicht, woher denn auch. Sie teilte mir mit, dass „R.“ lange Zeit im Koma war. Er wurde beatmet, ernährt und am Leben erhalten, mit allen Maschinen, die es können. Dann sei er erwacht. Aber er ist gelähmt, ans Bett gefesselt und bei klarem Verstand. Er wies seine Mutter an, dass sie mir Bescheid geben solle.
Das ist doch schön. Er hat dich nicht vergessen, siehst du. Du bedeutest ihm etwas. Eure Freundschaft bedeutet ihm etwas.
Ja, ich weiß und das ist es auch, was ich so schrecklich finde. Ich kann ihm nicht helfen. Ich kann es nicht.
Wie solltest du das auch können. Du bist kein Arzt.
Das weiß ich auch und ich fühle mich so hilflos.
Das kann ich verstehen.
Wenn ich könnte, dann würde ich ihm gerne ein paar Lebensjahre von mir geben.
Das kannst du nicht und du weißt es.
Ja, aber ich würde gern.
Mach es dir doch nicht so schwer.
Aber warum denn nicht?
Du kannst doch nichts dafür.
Das behaupte ich doch auch gar nicht.
Und was ist es denn?
Ich sitze hier und mir geht es doch gut. Oder etwa nicht?
Die Frage kannst du dir nur selbst beantworten.
Aber was mach ich? Ich jammere und jammere. Esse nicht, schlafe nicht, nehme Pillen und habe immer etwas zu meckern. Aber ihm geht es wirklich schlecht.
Was willst du damit sagen?
Ich bin so undankbar.
Nein, das bist du nicht.
Aber was ist denn das mit mir?
Du hast es auch nicht grade leicht. Unterschätze das nicht immer.
Das klingt nach „R.“, der sagte auch immer so etwas.
Und du hast dir nichts vor zu werfen! Du bist nicht Schuld und du kannst nichts machen.
Kann ich das nicht?
Nein.
Aber ich bin nicht da für ihn.
Er hat Mutter und Vater, die sich um ihn kümmern.
Ja, aber sie sind schon ziemlich alt, denn „R.“ ist ja auch kein Jüngling mehr.
Was hat das Alter mit dir zu tun?
Nichts, aber wenn sie das alles nicht schaffen.
Könntest du das denn?
Ich weiß es nicht.
Du weißt es. Hast du nicht genug zu tun? Mit den Kindern und deinem Leben?
Ja, habe ich, aber jetzt bin ich hier und mache nichts.
Weil du nichts machen kannst.
Kann? Glaubst du das wirklich?
Nein, ich weiß es.
Woher?
Was solltest du tun? Du hast deine Kinder, die dich brauchen, einen Job, denn du musst Geld für Euch verdienen. Dann deine eigenen Probleme.
Aber ist das nicht egoistisch?
Was denn?
Ich kümmere mich nicht um ihn.
Du machst es nicht, weil du es nicht kannst. Du hast keine Möglichkeit. Du kannst nicht deine Sachen packen und zu ihm fliegen. Das geht nicht. Sei realistisch! Und du machst dir Sorgen um ihn, das ist etwas.
Was soll ich denn sonst machen?
Werde stark und warte auf weitere Informationen, die dir seine Mutter zukommen lässt.
Und wenn sie es vergisst? Wenn sie mich vergisst?
Wie könnte sie das, erinnerst du dich, was du mir am Anfang sagtest? Er bat seine Mutter dich zu benachrichtigen! Er wird dich nicht vergessen! Aber auch er braucht seien Zeit für sich.
Bin ich zu ungeduldig?
Nein, du machst dir Sorgen. Und dafür habe ich dich lieb.
Was sagst du da?
Ich habe dich lieb, weil du so bist, wie du bist. Du machst dir mehr Sorgen um alles andere und um alle Andere. Hast schlechte Gewissen bei Sachen, für die du nichts kannst und du willst helfen.
Toll, das hilft mir nicht weiter.
Sollte es aber.
Warum?
Weil es dich weiterbringt.
Ich verstehe das nicht.
Denke mal darüber nach. Es wird dich verändern.
Das hat es schon, liege ich da richtig?
….der Kasper lächelt und nickt.
ichschaffdasschon - 4. Dez, 18:06
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