Sonntag, 6. Juni 2004

...

Scheiße. Ich bin Scheiße. Achtung, meine Depressionen kommen.

Mein Kopf zerspringt, das viele Nachdenken bringt mich noch um. Kopfschmerzen, immer wieder diese Kopfschmerzen. Ich muss nachdenken. Über so viele Dinge.

Und jetzt mal wieder über mein Leben. Mein Leben, ist es ein Leben? Langsam kommen mir Zweifel.

Versager, klingt es in meinem Kopf. Ich bin ein Versager und ja, es stimmt. Nichts mache ich vernünftig. Und jetzt leiden meine Kinder auch noch darunter. Die armen Kinder, womit haben sie so eine Mutter wie mich verdient. Warum gibt es denn keinen Kinderführerschein, damit sie nicht so leiden müssen, unter mir und meinen Launen und mein Versagen. Wie sollen sie denn mal ein besseres Leben führen, wenn ich es ihnen nicht vermitteln kann? Ach, ich bin so traurig und ich hasse mich. Ich hasse mich dafür, dass ich so bin, wie ich bin. Gern würde ich anders sein. Aber wie soll ich meinen Kindern ein gutes Leben vormachen, wenn ich nicht weiß, was das ist? Hilflos bin ich mal wieder. Hilflos, deprimiert, mit Schuld beladen, traurig und voller Hass. Auf mich und mein bisheriges Leben. Grade jetzt denke ich wieder, dass die Kinder und die Welt ohne mich auf jeden Fall besser dran sind. Oder mal so herum: Es würde nicht auffallen, wenn ich nicht da wäre. Gut, den Kindern würde es auffallen und ich würde ihnen sicherlich fehlen und den einen oder anderen sicherlich auch. Ich frage mich aber weiter, was ich hinterlassen würde, wenn ich nicht da bin. Nichts. Gar nichts. Und das macht mich wieder einmal traurig. Ich habe nichts geschafft, was von Nutzen oder was von mir beleiben würde, außer meinen Kindern( die aller Anschein verkorkst sind). Gibt es was worauf meine Kinder stolz sein könnten? Mir fällt nichts ein. Leider. Was würden sie sagen, wenn man sie einmal fragen würde, was für eine Frau ich gewesen sei und woran sie sich gern erinnern. Da würde es nicht viel geben. Mir würde nichts einfallen.

Der Doc fragte mich auch solche ähnlichen Dinge über meiner Mutter und mir viel auch nichts(gar nichts) Positives ein. Ich wollte nie wie meine Mutter sein und nun bin ich es doch. Und ich hasse und ich schäme mich dafür. Traurig aber wahr, ich bin nicht besser als sie. Eher noch schlechter, denn ich tu mich meinen Kindern an, sie hat uns verlassen, da tat sie einmal etwas Gutes. Aber so etwas könnte ich nicht. Dann schalte ich lieber um auf FUNKTIONIEREN.

[Nach Ansicht Freuds verdrängt der Mensch im Laufe seiner Entwicklung unannehmbare, von sexuellen und aggressiven Trieben ausgelöste Emotionen aus seinem Bewusstsein. Diese unterdrückten Emotionen, die permanent nach außen drängen, äußern sich zuweilen als Symptome einer Neurose." ]

Kennzeichnend für Neurosen sind Angst, Unbehagen und fehlangepasste Verhaltensweisen, die jedoch nicht so stark ausgeprägt sind, dass sie die Betroffenen völlig aus dem menschlichen Zusammenleben ausschlössen. Heute geht man davon aus, dass diese Störungen psychisch verursacht sind.]

Geht es denn schon wieder los? Funktioniere ich denn nur? Ich kann wohl gar nicht anderes. Genau wie das HILFSLÄCHELN, was ich laut Aussage meines Freundes auch habe. Schon allein das Wort verrät, was es aussagt. Aber was? Sagt es HILFE? Ist es ein verstecktes Lächeln? Ist es ein Lächeln? Wird mir geholfen? Schütze ich mich? Warum? Ich merke es gar nicht, dass ich ein Hilfslächeln hatte. Es soll ein falsches, unnatürliches Lächeln sein. Es ist mir nie aufgefallen, da kann man mal sehen, was mit mir los ist. Verstecke ich mich hinter diesem Lächeln? Ist es ein Schutz? Steckt Angst oder Verdrängung dahinter?

Schon wieder so viele Fragen. Kopfschmerzen. Ja ich brauche Kopfschmerzen, das lenkt von meinen innerlichen Schmerzen ab.

Das komische an der Sache ist, dass sich hiermit wieder eine Schublade gebildet hat. Es ist keine aufgegangen, von allein oder zufällig, nein es ist eine Neue. Ich hasse meine Schubladen, will sie schließen, zunageln, dass sie mich in Ruhe lassen. Wo ist der Hammer? Wo sind die dicken Nägel?

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