Emotionswucht

Donnerstag, 8. Dezember 2005

Die Sorgenträne oder der Brückenflug

Am frühen Morgen, die Autobahn war leer und meine Brücke war höher als sonst.
Langsam und bewusst ging ich über das Geländer und sah hinab. Sah in die Tiefe, die nicht erschreckend sondern einladend aussah.
Meine Haare wehten im Wind und es roch so erlösend nach Freiheit. Blumig, frisch und warm war es. Ich konnte die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht spüren. Sie gaben mir Wärme und waren so intensiv, dass ich die Augen schließen musste.
So stand ich eine ganze Weile dort.
Ein Geborgenheitsgefühl machte sich bemerkbar und eine Träne lief mir über mein Gesicht. Langsam verließ sie mein Auge und rann über meine Wange. Eine Zweite folgte ihr und es kitzelte. Lächeln musste ich dabei. Die Sonne saugte meine erste Träne auf und die Zweite kitzelte über mein restliches Gesicht, lief über meine Wange und fiel von meinem Gesicht ab.
Aber so langsam, wie in einer Zeitlupenaufnahme und ich konnte ihren Weg mit meinen Blicken begleiten.
Eine Träne so wunderschön, dass sie mit vielen bunten Farben von der reflektierenden Sonne in die Tiefe fiel. Mein Lächeln war ihr Begleiter.
Mit dem Flug der Träne wurde mein Herz leichter und es war so, als wenn in dieser Träne alle Sorgen, alles Leid und der ganze Kummer enthalten waren.

War ich frei? Frei wie diese Träne?
Es stieg in mir wohliges Gefühl aus und ich schloss die Augen, atmete tief ein und ließ mich nach vorne fallen.
Ohne Angst. Und ich fiel in demselben Tempo wie meine Träne. Um mich herum war es flammend und warm. Die Wärme tat gut und ich öffnete die Augen.
Ja, ich flog.
Hinab in die Tiefe, die kein Ende zu nehmen schien. Es war mir, als wenn ich mitten in den Himmel fliegen würde, der Sonne entgegen und meiner Träne hinterher.
Ich schwebte über den Wolken und flog mit dem Wind um die Wette. Malte den Himmel noch blauer und kitzelte die Sterne, die man eigentlich nur sieht, wenn es dunkel ist, aber ich konnte sie sehen.
Für einen Moment war der Wind mein Begleiter und wir forderten sie Sonne heraus, mit uns um die Wette zu strahlen. Und wie wir strahlten, bis sich unsere Wege trennten.
Allein flog ich weiter, mit der Sonne im Herzen und der Windkraft in meinen Armen. Sie war so stark, dass ich meine Arme ausbreitete um mich treiben zu lassen.
Diese Macht, die ich spürte. Diese Kraft, die es in mir erweckte. Nie werde ich das vergessen.
Meine Arme wurden zu Flügeln. Federn am Körper und ich war ein Vogel. Kraftvoll flog ich dem Himmel entgegen.

Ich öffnete die Augen und sah meine Träne. Langsam näherte ich mich ihr. Noch immer war sie so schön. Sie hatte nichts von ihrem Glanz verloren, war immer noch himmlisch anzusehen. Und ich betrachtete sie genauer. Dann konnte ich in ihr Innerstes sehen.
Dort war sie dunkel und ab und an glitzerte es in ihr auf. Das mussten die Lichtblicke sein, von denen die Leute immer redeten und ich konnte sie sehen.
Meine Träne. Außen wunderschön und innen dunkel, aber mit Hoffnungsfunken und es waren meine.

Ich nahm sie behutsam in meine Hand und spürte, dass sie warm war. Es gab also noch Hoffnung. Zuversicht für mich, mein Leben und für meine Zukunft.
Langsam führte ich die Hand an mein Gesicht und die Träne vereinigte sich mit meiner Wange. Da ich mich im Flug befand, sank die Träne wieder in mein Auge hinein und verband sich mir meinen anderen Tränen, die sich im Lid angesammelt hatten.
Augenblicklich wusste ich, was zu tun war.

Erneut breitete ich meine Arme aus, rief den Wind, damit er mich unversehrt wieder zurück zur Brücke bringen möge und folg in einem so berauschenden Tempo davon, dass ich die Augen schließen musste um die Träne nicht zu verlieren.
Meine Ohren schmerzten von der Geschwindigkeit und nach einer Weile spürte ich, dass sich die Sonne zugesellt hatte. Mir wurde warm ums Herz und ich spürte ihre Kraft in meinem Gesicht.

Als ich die Augen öffnete merkte ich, dass ich festen Boden unter den Füssen hatte.
Es war die Zeit stehen geblieben, nichts hatte sich verändert.
Ich stand immer noch auf der Brücke, in dem Moment rann eine Träne über mein Gesicht. Die Zweite hielt ich zurück und stieg über das Geländer. Zurück zu meinem Auto.

Ich fuhr weiter. Zurück zu meinem Leben, in die Zukunft hinein, mit (m)einer Träne in meinem Auge…

Donnerstag, 1. Juli 2004

Das Versprechen

Sie lag auf dem Boden. Ganz still, etwas verkrampft und
wimmernd vor Schmerzen. Schmerzen, die er ihr grade zufügte. Was sollte sie
machen?


„Ich stelle mich tot.“, sagte sie zu sich selbst und
unhörbar für ihn, “vielleicht lässt er dann von mir ab“.


Aber vor lauter Angst zuckte sie. Sie wollte nicht zucken,
aber ihr Körper tat das was er wollte. Kleine Zuckungen, stoßweise, kaum
merkbar, aber für ihn doch sichtbar.



„Nimm das!“, sagte er und trat mit den Füßen gegen sie.



Sie schrie auf. Was sie schrie konnte sie später nicht mehr
sagen, denn sie schrie aus Angst, vor Schmerzen und weil sie nur durch das
Schreien noch Luft bekam.



„Hör auf!“ schrie sie es wirklich oder nur in ihrer
Fantasie? Das konnte sie im Nachhinein nicht mehr genau sagen.



Ausgelöscht.



Die Schmerzen konnte sie fühlen. Das Schreien hören. Aber
ihr war so, als wenn ihre Seele den Körper verließ.



„Werde ich sterben? Ist das der Tot? Läuft jetzt der Film
ab, wo das ganze Leben in Sekunden an einander gereiht und schnell noch einmal
erscheint?“



Ihr war fast so.







Sie stand neben sich selbst. Was sah sie?



Eine Frau die auf dem Boden lag. Der Mann der noch immer
nicht von ihr abließ und



weiterhin mit den Füßen auf sie eintrat.



„Du bist selbst Schuld an dieser Situation.“, sagte er.
Nein, er schrie es.



„Du bringst mich dazu, diese Dinge zu machen. Ich muss Dich
bestrafen du mieses Stück. Dankbar solltest Du sein, denn wenn ich nicht
gewesen wäre, dann würdest Du schon längst in der Gosse leben, wenn du noch
leben würdest.“



Ja, diese Worte könnte sie nie vergessen, nicht so lange sie
noch atmen und leben würde.



Und sie dachte, dass es besser wäre, in der Gosse zu leben
oder tot zu sein.







Langsam fanden ihre Seele und ihr Körper wieder zu einander.



„Bin ich tot?“, frage sie sich, da sie nichts mehr spürte.



Keine Schmerzen, keine Schläge und sie hörte seine Stimme
nicht mehr.



Sie öffnete die Augen und musste feststellen, dass sie noch
am Leben war. In der Embryonalstellung lag sie auf dem Fußboden. Er stand keine
zwei Meter von ihr entfernt.



Aufstehen, dachte sie, aufstehen und nur weg hier, dachte
sie. Aber so schnell, wie sie das dachte, so schnell verwarf sie wieder ihren
Gedanken und dachte an die Kinder.



Die Kinder hatten wahrscheinlich das ganze Schreien, den
Aufprall ihres Körpers auf den harten Holzfußboden, ihr Weinen und Flehen, er
möge doch aufhören, mit angehört. Vielleicht auch gesehen.







Sie sah ihn an, wenn auch etwas verschwommen und ging mit
schmerzverzerrtem Gesicht auf ihn zu.



Langsam ging sie auf ihn zu. Ihr Körper schmerzte und wie
lange sie sich noch auf den Beinen halten würde konnte sie nicht abschätzen.



Ganz dich stellte sie sie vor ihn auf und sagte:



„Du bekommst jetzt die
letzte Chance, entweder du tötest mich jetzt und hier oder ich werde dich
töten. Und das ist kein Versprechen, das ist mein Ziel, so lange ich lebe.“

Donnerstag, 17. Juni 2004

Ich will...

Für
meinen Freund Jürgen, der mich unterstützt, mir Halt gibt und der da
ist. Danke! Das Gedicht ist so eine Art: erklärtes Ziel von mir.




Ich
will dich

brauchen,
testen, kosten, berühren

und
dich nie wieder gehen lassen

Ich
möchte dich erkennen

Ich
will in dein Gesicht sehen,

wenn
deine Augen geschlossen sind und

du
in deine Träume versunken bist


Ich
möchte deine Realität sein



Ich
will durch dich fühlen

dein
Körper in meinem Arm

deine
Stimme in meinem Ohr



Ich
möchte kein Traum sein

Ich
will die Stimme sein, wenn du erzählst

die
Träne , wenn du weinst

der Schweiß, wenn du
Angst hast sein

Ich möchte dein Leben
sein,

denn du berührst mein
Herz und meine Seele

Dienstag, 21. Oktober 2003

Das Spiel

Ich fühle mich gefangen
gefangen im Spiel des Lebens.
Es hält mich gefangen
gefangen mein ganzes Leben.

Ich möchte fliehen
fliehen aus diesem Leben.
Die Flucht ist aussichtslos
aussichtslos auf ewig.

Ich möchte meine Erinnerungen vergessen
vergessen für alle Zeit.
Das Vergessen ist vergebens
vergebens im Spiel des Lebens.

Ich möchte lieben
lieben jene Menschen die mir was bedeuten.
Ich kann nicht lieben
lieben ist so schwer.

Ich möchte lachen und lächeln
lachen und lächeln für den Rest dieses Spieles.
Ich habe keine Kraft zum lachen und lächeln
lachen und lächeln sind so weit weg für mich.

Ich möchte schreien
schreien bis die Qualen aufhören.
Ich kann nicht schreien
schreien macht mir Angst.

Ich möchte wieder ein Kind sein
ein Kind sein und glücklich sein.

Sonntag, 19. Oktober 2003

Geschlagene Seele

ER schlug mir ins Gesicht,
um Worte ungesagt zu zerstören.
Die Tränen in meinen Augen sah ER nicht,
aber meine Schreie konnte ER nicht überhören.

Die Schmerzen eingepfercht in meinem Blick,
kann dieser Schmerz je im Leben vergehen?
Die Angst, jede Nacht kommt sie zurück,
ER will in meine traurigen Augen sehen.



Nimm meine frierende Hand,
du kannst sie erwärmen wie mein Herz.
Das Herz, dass so früh verschwand,
für die Qualen und den Schmerz.

Halte mich fest, ich werde dir vertrauen,
lasse mich nicht los, verspreche mir das.
Ich möchte mit dir an einer Brücke bauen,
solange reden, bis ich denke, du verstehst mich.

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